Die Songs des Jahres 2023 bei Sounds & Books, u.a. mit Tristan Brusch, The Beatles, The Rolling Stones, Wilco, Element Of Crime und Helena Deland
ausgewählt von Gérard Otremba
„Baggersee“ von Tristan Brusch lief seit März zwar nicht täglich bei mir, aber wenn, dann in heavy rotation mehrfach hintereinander weg. Irgendwann war klar, dass nur dieses Lied die Liste der Songs des Jahres 2023 anführen würde. Kein anderer Song hat mich emotional so berührt wie „Baggersee“. Aber viele andere Stücke eroberten nicht minder mein Herz, 50 von ihnen habe ich für die letzte Endjahresliste 2023 ausgesucht. Die Listen der monatlichen Top-Ten-Songs waren in der Auswahl nicht ganz unwichtig, allerdings spielten sich immer wieder andere Songs in den Vordergrund, die im jeweiligen Albumerscheinungsmonat eventuell keine Berücksichtigung fanden. Und in der Rubrik Song des Tages könnt ihr viele weitere wunderbare Songs hören. Und nun wünsche ich viel Vergnügen mit den
Songs des Jahres 2023
1. Tristan Brusch: Baggersee
Kein Lied lief bei mir in diesem Jahr häufiger als „Baggersee“ von Tristan Brusch. Die Geschichte eines zum Tode geweihten Protagonisten, der sich während einer Chemotherapie an die eine Begebenheit am Baggersee erinnert: „Was ich erlebte / Kann mir nie nie nie nie niemand mehr nehmen / Du und ich nach dem Baggersee / Sahen die Zeit am Ufer stehen / schwammen weit raus / Und ich wollte vor Glück/ Nie nie nie nie nie wieder zurück“. Eine unwiderstehliche, melancholische und doch aufmunternde Melodie und Gänsehaut auch nach dem x-ten Mal Hören. Dieser Song hat mich voll erwischt. Ich kann nur empfehlen: Hört „Baggersee“ von Tristan Brusch in Dauerschleife. Bester Song des Albums „Am Wahn“ und Song des Monats Mai bei Sounds & Books. (Beitragsbild: Tristan Brusch by Gérard Otremba)
2. The Beatles: Now And Then
Die beste Band aller Zeiten erreicht mit ihrer wohl nun endgültig letzten Single mal wieder Platz 1 in den Charts. Zum Heulen schön, der Song, mit dem Video doppelt zum Heulen schön. Da kommt schon viel Wehmut und herrlichste Nostalgie auf. Viel besser hätten sich die Beatles nicht verabschieden können. Song des Monats November.
3. Wilco: Ten Dead
Einen einzigen Song aus einem neuen Wilco-Album auszuwählen ist fast unmöglich, zu groß die Dichte an ähnlich formidablen Tracks. Da aber „Ten Dead“ die Liste der Songs des Monats September anführte, ist es nur konsequent, ihr hier zu berücksichtigen. Wilco in Bestform. Song des Monats September.
4. Christian: Kjellvander: Notes From The Drive Between Simat And Alcoi
Christian Kjellvander in erhabenster Nick-Cave-Manier. Einer von vielen unfassbar grandiosen, an Nick Cave erinnernden Songs des Albums „Hold Your Love Still“.
5. Element Of Crime: Morgens um vier
Allein schon aufgrund des Saxophons von Rainer Theobald hat sich der Titeltrack des neuen Albums zu meinem Lieblingssong der Platte entwickelt.
6. Helena Deland: Bright Green Vibrant Gray
Laurel-Canyon-Folk wie ihn 2023 niemand sonst so schön zelebrierte wie die kanadische Songwriterin. Song des Monats Oktober.
7. Jerry Leger: Three Hours Ahead Of Midnight
Jerry Leger gehört seit einigen Jahren zu meinen neuen Lieblingssongwritern, weshalb er in meiner Liste der Alben des Jahres, der Konzerte des Jahres und selbstverständlich bei den Songs des Jahres 2023 auftaucht.
8. Husten: Weiße Tiger
Eine ähnliche schöne Ballade wie „Dasein“ aus dem Debüt. Gisbert zu Knyphausen ist bester Sehnsuchtsform und deshalb logisch, dass sich das Husten-Lied in meiner Top-Ten der Songs des Jahres 2023 wiederfindet.
9. Ben Folds: Winslow Garden
Klassischer, pianodominierter Songwriter-Pop, von Ben Folds in Perfektion vorgetragen. Song des Monats Juni.
10. Natalie Merchant: Sister Tilly
Der Song des Monats April beschließt die Top-Ten der Liste der Songs des Jahres 2023. Nochmal klassischer Songwriter-Pop, von Natalie Merchant mit größtmöglicher Eleganz interpretiert.
Spielte sich erst spät in den Vordergrund, befand sich sofort auf Überholspur und findet sich nun auf Platz 12 wieder. Wenn sie so weitermacht, wird Catharina Schorling noch Deutschlands Antwort auf Weyes Blood.
13. Harp: I Am The Seed
Endlich wieder der Stimme von Tim Smith zuhören können. Sein wehmütiger Folk-Rock wird auch mit einer Erwähnung in der Liste der Songs des Jahres 2023 belohnt. Song des Monats Dezember.
Bruce Springsteen rockte die Stadien und Israel Nash vertrat ihn albumtechnisch. Großartiger Heartland-Rock.
16. The Rolling Stones: Sweet Sounds Of Heaven
Die alten Rock’n’Roll-Helden raffen sich zu dem tollen Album „Hackney Diamonds“ auf, und nicht nur diese Blues-Ballade erinnert an frühere Glanztaten.
17. The Last Dinner Party: Nothing Matters
Wohl eine Vorwegnahme. Im Februar 2024 erscheint das Debütalbum von The Last Dinner Party und dann ist „Nothing Matters“ sicherlich drauf und ich darf den Song in der nächsten Ausgabe der Songs des Jahres erneut erwähnen. Die Band hat alles für eine große Karriere und diesen catchy Hit.
Jahrgang 1969. Selbständiger Journalist und als Chefredakteur verantwortlich für den Inhalt von Sounds & Books. Muss mit Sounds & Books Geld verdienen, um seine Miete bezahlen zu können. Begann seine journalistische Karriere in den 90ern für die Frankfurter Musikzeitschrift Kick’n’Roll, bevor er einige Jahre als freier Mitarbeiter für die Frankfurter Rundschau tätig war. Seit 2010 Online-Veröffentlichungen. Rezensent beim Rolling Stone-Magazin. Autor der Schriften „Die geheimen Aufzeichnungen des Buchhändlers“ sowie „Ein weiterer Tag im Leben des Buchhändlers". Großer Bewunderer der Musik von The Beatles, Bob Dylan, Bruce Springsteen, Neil Young, Van Morrison, Wilco, Nick Cave und Element Of Crime. Sympathisant des FC St. Pauli, Marathonläufer. Lebensmotto: „Rock’n’Roll Can Never Die“.